Dopamin Detox

Kurzer Social Media-Hype oder Rettung des Arbeitsmarktes?

Dopamin und der Einfluss auf den Arbeitsmarkt

Am Aschermittwoch morgen hatte ich ein Telefonat mit einer Klientin, die eine kleine Kaffeerösterei betreibt. Seit einer Woche ist ein über 50-jähriger Praktikant bei ihr, und ihr launiges Fazit war: „Mit der Work-Life-Balance hat er keine Probleme. Seine erste Frage war, wie lange er heute bleiben muss. Seine liebste Beschäftigung – alleine zuhause vor dem Laptop zu sitzen.“

Ich musste lachen, dann wurde ich nachdenklich. Das Thema Work-Life-Balance ist aus meiner Sicht nicht mehr aktuell. Warum behaupte ich das? Es geht ein elementarer Wandel in der Arbeitswelt vor sich, ein tektonisches Verschieben von Kräften, weg vom Arbeitgeber- und hin zum Arbeitnehmermarkt. Fachkräfte werden händeringend gesucht, Kopfgelder dafür ausgesetzt. Die Arbeitnehmer können sich, wenn sie gut sind, ihren Job selbst „designen“, das habe ich erlebt. Nicht selten entscheiden sie sich für die 4-Tage-Woche, selbstverständlich bei gleichem Gehalt. Die Menschen wollen weniger arbeiten und mehr Freizeit haben. Die Work-Life-Balance, die jahrelang postuliert wurde, ist nun Realität.

Meine Klientin meinte dann, anstatt Coachings zum Thema Bewerbungsgespräch und Präsentation zu machen ist aus ihrer Sicht, der Arbeitgeber-Sicht, vielmehr ein Motivations-Training notwendig, damit die Menschen wieder verstehen lernen, wofür sie eigentlich arbeiten, und dass arbeiten per se „eigentlich“ Spaß macht.

Lieber hören als lesen?

Ja, eigentlich.

Ich denke, dass wir durch die ständig blinkenden, uns zum Konsumieren kleiner Botschaften auffordernden Nachrichten auf unseren Smartphones abgelenkt sind von unserer Arbeit. Die Konzentrationsspanne ist gesunken. Langeweile halten wir nicht mehr aus, wir haben verlernt, die Erlebnisse aus unserem blink-blink Alltag ausreichend zu verarbeiten. Wenn wir nun immer mehr damit beschäftigt sind, uns mit zerstreuenden Tätigkeiten abzulenken, sinkt auch unsere Fähigkeit, uns in komplexe Themenstellungen einzuarbeiten. Damit sinkt auch die Zufriedenheit mit uns selbst, weil wir Arbeiten ja viel oberflächlicher erledigen. Wenn wir nun mit unserer Arbeit nicht mehr zufrieden sind, dann fühlen wir uns im Job nicht mehr wohl.

Ich stelle damit eine provokante These auf, denn ich habe diese Behauptung weder zitiert noch recherchiert. Und liege damit sicher trotzdem nicht daneben.

Was macht ein Arbeiter/Angestellter, wenn er sich im Job nicht mehr wohlfühlt?

  • Er/sie sucht sich in der Firma eine neue Herausforderung,
  • möchte weniger arbeiten,
  • verlangt mehr Gehalt oder
  • kündigt

Was macht ein Selbständiger, wenn er sich im Job nicht mehr wohlfühlt?

  • Er/sie übertaucht es, weil er/sie sonst
  • kein Geld mehr verdient

Ende der Durchsage. Du merkst schon – ich übertreibe hier und formuliere sehr „schwarz-weiß“.

Ich frage Dich: ist es nicht zu kurz gegriffen, eine Lösung im außen zu suchen, die doch in uns selbst, in unserem Inneren liegt ? Was denkst Du ?

Zurück zum Shift am Arbeitsmarkt. Ich nehme in meiner Arbeit wahr, dass seit zwei Jahren mehr Bedarf ist an Therapien, psychischen Betreuungs-Einrichtungen, und gleichzeitig weniger Energie und Motivation für die Arbeit ein Thema ist. Auch bei den Resilienz-Workshops gibt es signifikant mehr Anmeldungen als vor dem großen „C.“. Und nun mache ich einen Bogen zur Überschrift – Dopamin.

Was hat das Thema Dopamin mit unserem Arbeitsmarkt zu tun?

Unser täglich Brot ist – Überfluss. Zuviel essen, zuviel trinken, zuviel kurze Filmchen reinziehen und Serien binge watchen, zuviel von dem Falschen in zu kurzer Zeit. Ein Schelm, wer dabei denkt, unsere Konsum- und Reizüberflutung hätte mit dem Shift zu tun, der sich gerade in der Arbeitswelt zeigt.

Jedes helle blink-blink auf unseren Smartphones, Smartwatches und anderen smarten Geräten sorgt in unserem Gehirn für eine Dopamin-Dusche. Jeder kleine Film, den wir uns auf den sozialen Medien, anschauen, bringt uns einen Mini Wohlfühl-Schauer. Das klingt doch schön, sagst Du Dir jetzt vielleicht.

Dopamin ist ein Belohnungs-Hormon. Jeder Art von Konsum, die Dir Spaß macht, sei es Burger Essen, Online-Shopping oder andere „shiny new objects“ zu konsumieren, die auf Deinem smartphone aufleuchten, folgt der Dopamin-Shower. Und wie auch mit dem Konsum von Drogen ist es beim Dopamin-Konsum so: Du wirst danach süchtig und brauchst immer mehr davon. Schon lange sind wir weltweit, zumindest in der ersten Welt, umgeben von Millionen Dopamin-Süchtigen. Das ist sogar legal und bis zu einem gewissen Grad erwünscht, erhält es doch unsere Konsumgesellschaft.

Für DICH aber ist ständiger Dopamin-Rausch äußerst gefährlich. Denn wenn Du süchtig bist, stumpfst Du ab. Dr. Martin Korte, Neurobiologe an der TU Braunschweig, nennt diesen Botenstoff auch „Erwartungshormon“, weil Deine Erwartungshaltung nach den Wohlfühl-Schauern ständig steigt.

Wie funktioniert so eine Fastenkur für das Gehirn?

„Wenn Du nicht mehr diese Stimuli um Dich herum hast, die Dich zu bestimmten Tätigkeiten drängen, bist Du achtsamer. Ich glaube, diese Achtsamkeit führt tatsächlich zu einer größeren Zufriedenheit.“

Psychologe und Gehirnforscher Dr. Gordon Feld

Das stimmt hoffnungsvoll. Achtsamkeit scheint also der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit zu sein. Was buddhistische Mönche seit Tausenden von Jahren im Reizverzicht praktizieren, das kannst auch Du. Zurück zu Dopamin im Arbeitsumfeld.

Wie kannst Du nun ganz konkret am Arbeitsplatz Dopamin fasten?

  • Handy an einem Tag oder am Wochenende in eine unbeachtete Ecke legen
  • Mindestens eine Social-Media-App für mindestens eine Woche deinstallieren
  • Push-Nachrichten deaktivieren
  • Privat für mindestens eine Woche nichts auf den Social Media-Kanälen posten

Als Team-Trainerin gefällt mir der Gedanke, eine Team-Challenge des Dopamin-Verzichtes zu machen. Was fällt Dir zu diesem Thema ein? Welche Art von Dopamin Detox kannst Du Dir für Dich und Dein Team vorstellen?

Schreib mir gerne, ich freu mich auf Anregungen, und mein Gehirn freut sich auf eine kleine Dopamin-Dusche, wenn Post von Dir kommt, darauf freut sich wiederum

Deine LEO Life Coach

Waltraud Leobacher


Bibliographie:

https://www.quarks.de/gesellschaft/wissenschaft/das-bringt-dopamin-fasten-wirklich/, 22.02.2023

https://www.euroakademie.de/magazin/dopamin-fasten/, 22.02.2023

Beitragsbild: Fotografie Hannes Schneider + pexels

2 Antworten zu „Dopamin Detox“

  1. Gute Ideen – und außerdem: schöne Podcast-Stimme! LG

    1. Leo Coach – Mattsee

      Vielen Dank, lieber Michael !

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